Ob eine Gnade für 85 Cent unter das fiele, was Dietrich Bonhoeffer einst als “billige Gnade” bezeichnet hat? Oder ob es sich doch um eine teure, ja eine allzuteure Gnade handelte, weil Gnade ja immer umsonst geschenkt wird?
85 Cent jedenfalls kostet die Sonderbriefmarke zum 200. Jubiläum der Deutschen Bibelgesellschaft, und Pfarrer Koch macht darauf aufmerksam, dass damals, vor zweihundert Jahren, für die Bibelgesellschaft das Frankieren sogar noch billiger war: der württembergische König gewährte ihr nämlich das Privileg der Portofreiheit.
Koch fährt fort:
Gewollt oder ungewollt: Was mit einem postalischen Privileg begann, setzt sich 200 Jahre später mit einem ebensolchen fort, nur dass dieses jetzt nicht mehr königlich und nicht mehr kostenlos ist.
Und Geistbraus fühlt sich bemüßigt, eine Marginalie einzufügen: ebenso wie Luther in irgendeinem pädagogischen Film, den ich einst in der Schule sah, mit schwarzer Tinte das Wort “sola” ergänzte, wo er “gratia” las, ergänze ich das Wort “somit”, wo ich “königlich” lese:
dass dieses jetzt nicht mehr königlich und s o m i t nicht mehr kostenlos ist.
Wir haben keinen Herrscher von Gottes Gnaden mehr, wir regieren uns selbst, wir sind unsere eigenen Herren oder reden uns das zumindest ein, wir sind mündige Bürger und wehrhafte Demokraten. Aber wir müssen bezahlen.
Ja, so ist das! Die Zeiten, da Gold vom Himmel regnete und Gnade von des Königs Sternenmantel troff, wo es Privilegien und Gunsterweise gab statt einklagbarer Grundrechte, sind passé…
Every time it rains, it rains
Pennies from heaven
Don’t you know each cloud contains
Pennies from heavenYou’ll find your fortune’s falling
All over the town
Be sure that your umbrella
Is upside downTrade them for a package of
sunshine and flowers
If you want the things you love,
You gotta have showersSo when you hear it thunder,
Don’t run under a tree
There’ll be pennies from heaven
For you and me