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Das Lutherische Ordinariat

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Landesbischof Johannes Friedrich zelebriert versus Deum...

Was wird uns wohl Erzbischof Müllers jüngstes Lieblingsprojekt bescheren? Als Ex-Lutheraner habe ich natürlich eine lange Wunschliste von allerlei Lutherismen, die ich in meiner neuen kirchlichen Heimat (und größtenteils nicht nur im Neuen Ritus) schmerzlich vermisse:

  • Die Lateinischen Sonntagsnamen in jedem Pfarrbrief der Fasten- und Osterzeit.
  • Allerdings in deutscher Orthographie: Reminiszere, Lätare, Okuli.
  • Die vortridentinische Zählung der Sommer- und Herbst-Sonntage als “x-ter Sonntag nach Trinitatis”
  • Der Countdown der Sonntage vor dem 1. Advent: “Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres”, “Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres, “Letzter Sonntag des Kirchenjahres” = “Ewigkeitssonntag”
  • Die Vorfastenzeit
  • Liturgisches Schwarz am Karfreitag
  • Die allweihnachtliche Hir-Hür-Her-Mystik im Satz “Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde”, die aus dem Umstand folgt, dass Lutheraner über eine literarisch vorzeigbare Bibelübersetzung verfügen
  • eine Predigtdaueruntergrenze von 20 Minuten und eine Abendmahlsgottesdienstdaueruntergrenze von 85 Minuten
  • die allgemeine Benutzung der vorhandenen Kanzeln für die Predigt – hoch über den Gläubigen und je nach Kirchengröße mindestens 50 Meter vom Altar weg
  • Zehn Minuten Bachpräludium vor Beginn jedes Gottesdienstes, am Ende die zugehörige Fuge
  • Kirchenlieder, die spätestens 1680 verfasst wurden und in denen hauptsächlich Wörter vorkommen wie “Drachen”, “Helden”, “Feuer”, “Herrlichkeit”, “verstummen”, “ringen”, “zerbrechen”, “Glanz”, “Schrecken”, “Pracht”, “Sturm”, “Widersacher”, “Schauer” u.ä., Melodien in Moll bevorzugt, dem eschatologischen Ernst entsprechend
  • Mindestens sechs Strophen von jedem Lied, ab neun Strophen Verteilung auf zwei Tranchen vor und nach der Predigt denkbar
  • Zelebration versus Deum am Hochaltar
  • kein Shaking-Hands mit dem Sitznachbarn

...und selbst in kleinen Kirchen kommt die Kanzel zu Ehren.

Die Liste wird fortgeführt…

Hingegen frage ich mich, was in einem katholischen Lutherischen Ordinariat mit den übriggebliebenen Hostien passieren wird, die ja nach lutherischer Lehre hinterher kein Leib Christi mehr sind und daher gewöhnlich an die Pfarrhühner verfüttert werden. Außerdem wüsste ich gerne die Formulierung jenes Teils des Hochgebets, wo es heißt “in Gemeinschaft mit dem Antichristen, Deinem Feind, dem Bapst Benedikt zu Rom”, und mir ist auch noch nicht klar, wie sich nach meinem Tod der Aufenthalt der Seele in dem für “lauter Teufelsgespinst zu achtenden Fegefeuer mit all seinem Gepränge, Gottesdienst und Gewerbe” gestalten wird…

Fragen über Fragen. Aber EB Müller wird das als Dogmatiker schon klären!


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