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Clik here to view.Das ist nun aber lustig. Als ich mich nach meinem letzten Artikel fragte, wo der bei katholisches.info neuerdings so beliebte Begriff “Normalisten” eigentlich herkommt, stieß ich googelnderweise auf einen Zeit-Artikel mit dem Titel “Steht Petris Thron leer?”
Der falsche Genitiv ist Original, und bevor die werte Leserschaft nun über den Sprachverfall im Journalismus zu klagen beginnt, muss ich sie fairerweise darauf hinweisen, dass der Artikel bereits aus dem Jahr 1953 stammt.
1953? Meine historisch gebildete Leserschaft runzelt die Stirn – gabs denn damals schon Sedisvakantisten? Wo noch Pius XII. auf der Cathedra saß und er noch nicht einmal Hand an die Osternachts- und Karfreitagsliturgie gelegt hatte?
Was meint also die Zeit? Wer waren damals die Normalisten? Und wer waren die anderen – im Text “Apokalyptiker” genannt – die davon ausgingen, der Stuhl Petri sei verwaist?
Nun, ich muss zugeben, ich habe meine geschätzte Leserschaft ein wenig an der Nase herumgeführt. In dem Zeit-Artikel gehts nämlich gar nicht um die katholische Kirche. Es geht ums Wetter. Ja, ehrlich. Und um einen Roman von Arthur Koestler.
Die Normalisten des Jahres 53, das waren die, die sagten, das Wetter sei so wie immer. Die Apokalyptiker hingegen, das waren jene, die sich von Meldungen über den Jahrhundertsommer in Skandinavien, den heißesten Septembertag seit 1852 und die schwerste Kältewelle in der Geschichte Südafrikas zu der Annahme verleiten lassen, es “sei auch die Witterung von der Rekordsucht unserer Zeit befallen” – die rasenden Fünfziger halt, man kennt das.
Koestler ließ die beiden Gruppen nun in seinem Roman gegeneinander antreten.
Und was hat das alles mit dem Papst zu tun?
Nun, die Apokalyptiker bekamen damals schlicht den Eindruck, “als sei die atmosphärische Maschinerie in eine gewisse Unordnung geraten, als stände Petri, des Wettergewaltigen, Sessel leer…”
…und jetzt auch mit korrektem Genitiv… tja: so harmlos war Sedisvakantismus anno 1953!